Wenn ich gefragt werde:„Wie geht es dir?“, fällt mir die Antwort derzeit richtig schwer. Denn ganz verschiedene Stimmungen melden sich im Laufe des Tages.

Morgens beim Aufstehen kommt ganz schnell: es ist Coronazeit. Nichts ist normal. Statt dessen ganz viele neue Regeln und Regelungen. Und: denke heute an deine Maske!

Am PC zu arbeiten ist anstrengend wie immer. Ich muss mich konzentrieren und will was schaffen. Arbeit bringt aber auch etwas Ablenkung von Corona.

In der Schule sehe ich wieder mehr Lehrer*innen und Schüler*innen und Schüler, was mich total freut. Ich trainiere den Kontakt mit Abstand, oft hinter der Maske. Aber die Coronazeit macht auch erfinderisch. Es gibt neue Spiele für die bewegte Pause, Mattenrennen und Schwungtuch-Fussball.

Mit dem Fahrrad unterwegs kann ich die Natur genießen und den baldigen Sommer spüren. Bewegung tut mir gut und der Kopf wird frei.

Wenn ich mal Pause mache, wird das Gefühl wach, das die Coronazeit ganz schön anstrengend ist. Außerdem spüre ich, wie sehr ich es vermisse, mich mit Freunden zu treffen. Ich werde traurig und denke mit Sehnsucht an das, was letztes Jahr alles möglich war.

Alle diese Gefühle gibt es in mir. Und viele von euch und Ihnen kennen Ähnliches. Gefühle kommen und gehen. Aber sie sind kein Schicksal. Ich kann Einfluss nehmen. Ich kann mich entscheiden, welche Stimmung ich verstärke und welche ich abschwäche.

Als Schulseelsorger schreibe ich jetzt auch noch was über eine Bibelstelle. Muss sein:)

Als die Leute Jesus fragen, woran man erkennt, dass Gott uns Menschen retten will, sagt er: „Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören“ (Mt 11,4). Vielleicht ist das einen Versuch wert in der Coronazeit. Ich schaue nicht nur auf das, was derzeit nicht geht. Statt dessen öffne ich meinen Blick und suche nach dem, was ich geschenkt bekomme. Ich lasse mich nicht lahmlegen, weil die Lage gerade schwierig ist. Sondern ich suche in mir die Kraft, selber etwas zu tun und etwas zu verändern.

Tag für Tag gehen wir ein Stück weiter. Miteinander sind wir stark. Bleibt behütet.

Michael Kruse