Willkommen bei einem weiteren Schritt auf Ostern zu. Doch hoppla, der heutige Haltepunkt heißt Karfreitag. Da habe ich, ehrlich gesagt, gar keine Lust drauf. An Leiden und Tod Jesu zu denken, wo es doch viel zu viele Nachrichten gibt über Leidende und Tote in der ganzen Welt? Viel lieber möchte ich mich heute mit einem Eis in die Sonne setzen!

Vor einigen Jahren waren wir in den Osterferien in Spanien. Warme Sonne und auch das offene Eiscafé auf dem Platz vor der Kirche ließen den Karfreitag schnell vergessen. Abends, es war längst dunkel, hörten wir Trommelmusik durch die Nacht schallen. Neugierig zog es uns vor die Türe. Und schon zogen vermummte düstere Gestalten an uns vorbei, die den Lärm produzierten. Es war die Karfreitags-Prozession. Nun hatte mich doch noch dieses mulmige Gefühl erwischt, dass einen beim Thema Tod unweigerlich befällt. Aber dann beobachtete ich etwas, was die ganze Szene völlig veränderte. Unter ihren langen schwarzen Gewändern kramten die Trommler zwischendurch Süßes hervor und verteilten es an die Kinder und die ganz alten Leute. Ein kleiner freundlicher Trost für die, die es oft am Schwersten haben.

Mit dem Karfreitag sagt uns Gott etwas Entscheidendes: „Ich tröste euch, in dem ich verstehe, wie es euch geht. Ich halte mit euch aus.“
Ich glaube, wir dürfen uns heute am Karfreitag was Schönes und Tröstliches gönnen. Vielleicht sogar ein Eis. Denn wenn ich selber getröstet bin, kann ich mich öffnen für das Leid anderer. In diesem Sinne möchte ich mit euch beten in Anlehnung das ökumenische Gebet in der Corona-Krise:
„Für alle Menschen, die sich angesteckt haben und erkrankt sind, und für ihre Angehörigen in tiefer Sorge; für alle Verstorbenen und die, die um sie trauern; für alle, die Angst haben viel zu verlieren; für die Kinder und Jugendlichen, die um ihre Zukunft fürchten; für die Familien, die die erzwungene Nähe nicht gewohnt sind; für die Menschen in Ländern, die noch stärker von der Krankheit betroffen sind. Gott, schenke uns allen Heilung, Trost und Zuversicht.“

Wir bleiben miteinander verbunden und in dieser Gemeinschaft sind wir stark. Tag für Tag gehen wir einen Schritt weiter. Durch die Krise. Behütet und getröstet.

Michael Kruse